Juli 7, 2024

Programmierbegriffe – Schlüsselwörter der Programmierung

Programmierbegriffe

Programmierbegriffe: Was Begriffe wie Compiler, Framework & Co. bedeuten

Programmierung hat eine Fülle von Fachbegriffen hervorgebracht. Worte wie Compiler, Framework, API oder refactoring werden in der Branche inflationär verwendet. Doch was genau steckt hinter diesen Schlüsselwörtern der Programmierung?

Dieser Beitrag erklärt die wichtigsten Begriffe einfach und verständlich. Lesen Sie, was Konzepte wie algorithm, array, cloud computing oder runtime environment tatsächlich bedeuten. So verschaffen Sie sich einen Überblick über die Grundlagen der Programmierung.

Compiler – Übersetzer von Code

Ein Compiler ist ein Programm, das Source Code (Quellcode, z.B. in einer höheren Programmiersprache wie Java) in Maschinencode übersetzt. Der maschinenlesbare Code kann dann direkt von einem Computer ausgeführt werden.

Compiler folgen üblicherweise einem zweistufigen Modell:

  1. Analyse: Der Quellcode wird gelesen und in einen Zwischencode übersetzt. Dieser behält noch die Struktur der Ausgangssprache.
  2. Synthese: Der Zwischencode wird in Maschinensprache übersetzt und optimiert.

Beliebte Compiler sind z.B. gcc und clang für C und C++ oder javac für Java. Compiler ermöglichen es, in höheren Programmiersprachen effizienten und plattformunabhängigen Code zu schreiben.

Interpreter – Direkte Ausführung von Code

Im Gegensatz zum Compiler führt ein Interpreter den Quellcode direkt aus, ohne ihn vorher in Maschinencode zu übersetzen. Er analysiert den Code Zeile für Zeile und leitet daraus jeweils einen auszuführenden Befehl ab.

Vorteile von Interpretern:

  • Einfacher Aufbau
  • Portabilität
  • Interaktives Arbeiten möglich

Nachteile:

  • Langsamer als kompilierter Code
  • Meist nur für Script-Sprachen geeignet

Beliebte Interpreter sind die Python Shell, das JavaScript Engine V8 und die Bash Shell. Interpreter eignen sich für dynamische Sprachen und ermöglichen schnelle Prototyping.

High-Level und Low-Level Sprachen

Als High-Level Sprachen bezeichnet man Programmiersprachen mit einer abstrakten, für Menschen leicht verständlichen Syntax. Beispiele sind Python, Java oder JavaScript. Low-Level Sprachen sind maschinennahe Sprachen wie Assembler oder C.

High-Level Sprachen zeichnen sich aus durch:

  • Lesbare Syntax, oft englischen Anweisungen nachempfunden
  • Abstraktion von Hardwaredetails
  • Automatisches Speichermanagement
  • Umfangreiche Bibliotheken

Low-Level Sprachen bieten:

  • Direktere Hardware-Anbindung
  • Effizienten Code und Kontrolle über Speicher
  • Portabilität durch Nähe zur CPU-Architektur

Für die meisten Anwendungen werden heute High-Level Sprachen verwendet. Low-Level Sprachen finden sich noch in Systemprogrammierung und Embedded Devices.

Statische vs. Dynamische Typisierung

Bei der statischen Typisierung werden Variablen bereits zur Übersetzungszeit auf einen bestimmten Datentyp festgelegt. Beispiele sind Java, C, Go.

Dynamische Typisierung bedeutet, dass Variablen erst zur Laufzeit typisiert werden. Hierzu gehören Python, Perl, JavaScript.

Vorteile statischer Typisierung:

  • Frühe Fehlererkennung
  • Performance

Vorteile dynamischer Typisierung:

  • Flexibilität
  • Einfachere Syntax

Moderne Sprachen versuchen die Vorteile beider Modelle zu vereinen, z.B. TypeScript.

Objektorientierte vs. funktionale Programmierung

Dies beschreibt zwei Paradigmen, nach denen Programmiersprachen modelliert sein können:

Objektorientiert bedeutet, den Code in Objekte und Klassen zu strukturieren, die Daten und Funktionalität kapseln. Typische Vertreter sind Java, C++, Python.

Funktional fokussiert sich auf die Transformation von Daten. Funktionen sind zentral, Seiteneffekte vermieden. Beispiele sind Haskell, Clojure, Elixir.

Objektorientierung eignet sich für komplexe Systeme und GUI-Programmierung. Funktionale Programmierung fördert einfache, robuste Softwarearchitekturen. Moderne Multi-Paradigma Sprachen kombinieren beide Konzepte.

IDE – Integrierte Entwicklungsumgebungen

IDEs (Integrated Development Environments) sind komplexe Softwarepakete zur Entwicklung von Programmen. Sie beinhalten üblicherweise:

  • Editor mit Syntax-Highlighting
  • Debugger
  • Compiler/Interpreter
  • Automatisierungstools

Beliebte IDEs sind Visual Studio, Eclipse und IntelliJ. IDEs erleichtern Entwicklern die Arbeit durch Integrationsgrad und Komfortfunktionen. Allerdings benötigen sie auch Ressourcen. Alternativ werden oft einfache Editoren + Tools verwendet.

API – Schnittstellen für Programmiersprachen

Eine API (Application Programming Interface) ist eine Programmierschnittstelle, die es erlaubt, auf Funktionalität einer Anwendung zuzugreifen und sie in eigene Software zu integrieren.

Über APIs lassen sich sehr einfach komplexe Funktionen implementieren, ohne die Details selbst programmieren zu müssen.

Beliebte APIs sind:

  • Google Maps API – für Kartendienste
  • Stripe API – für Online-Zahlungen
  • Twilio API – für SMS, Telefonie etc.

APIs sind ein Schlüsselkonzept für moderne Software, um Services bereitzustellen und wiederzuverwenden.

Framework – Grundgerüst für Applikationen

Ein Framework ist ein Software-Gerüst, das Entwicklern viel Standardfunktionalität bereitstellt. Es definiert Strukturen und Architektur für Anwendungen einer bestimmten Domäne.

Frameworks gibt es für:

  • Webentwicklung (Django, Rails, Spring)
  • Mobile Apps (Flutter, React Native)
  • Datenbank-Zugriff (Hibernate, JPA)
  • GUI Erstellung (Qt, Swing)

Frameworks erleichtern und beschleunigen die Entwicklung, da Routineaufgaben bereits implementiert sind. Allerdings schränken sie auch Flexibilität ein.

Cloud Computing – IT aus dem Netz

Cloud Computing bezeichnet das Bereitstellen von IT-Infrastruktur und Software über das Internet. Dienste werden nicht lokal, sondern auf externen Servern gehostet.

Vorteile:

  • Hohe Flexibilität
  • Geringe Kosten
  • Automatische Skalierung
  • Hohe Verfügbarkeit

Nachteile:

  • Abhängigkeit vom Anbieter
  • Sicherheitsrisiken

Formen von Cloud Computing:

  • IaaS – Infrastructur (Amazon AWS)
  • PaaS – Plattform (Heroku)
  • SaaS – Software (Office 365)

Cloud Computing ist ein Megatrend und ermöglicht innovative Software-Architekturen.

Open Source – Offener Programmcode

Open Source Software hat Quellcode, der frei eingesehen und verändert werden kann. Bekannte Open Source Projekte:

  • Linux Kernel
  • Mozilla Firefox
  • WordPress

Kennzeichen von Open Source:

  • Quelloffenheit
  • Freie Nutzung und Verbreitung
  • Unabhängigkeit von Hersteller

Open Source fördert transparente und gemeinschaftliche Software-Entwicklung. Allerdings fehlt oft professioneller Support. Hybridmodelle wie freemium kombinieren offene Codebasis mit kostenpflichtigem Service.

Agile Methoden – Flexibles Projektmanagement

Agil meint flexible Vorgehensmodelle in der Softwareentwicklung, als Gegenentwurf zum starren Wasserfallmodell. Kennzeichen:

  • Iteratives, inkrementelles Vorgehen
  • Kundenfeedback und Change Requests
  • Selbstorganisierte Teams
  • Fokus auf funktionierende Software

Beispiele für agile Frameworks:

  • Scrum
  • Kanban
  • Extreme Programming (XP)

Agile Entwicklung liefert schnell Ergebnisse und passt sich an veränderte Anforderungen an. Kritikpunkte sind Over-Engineering und unzureichende Dokumentation.

DevOps – Entwicklung und IT-Betrieb verzahnen

DevOps ist eine Bewegung zur engen Verzahnung von Entwicklung (Development) und IT-Betrieb (Operations). Es vereint:

  • Agile Methoden
  • Automatisierte Tests
  • Kontinuierliche Integration
  • Infrastruktur als Code
  • Monitoring

Ziele von DevOps:

  • Schnellere Release-Zyklen
  • Höhere Code-Qualität
  • Geringerer Overhead
  • Beschleunigte Innovation

DevOps erfordert aber auch umfassende Prozessanpassung und Automatisierung.

Refactoring – Codebasis verbessern

Refactoring meint die strukturelle Optimierung des Quellcodes, ohne das äußere Verhalten zu verändern. Ziele:

  • Lesbarkeit erhöhen
  • Wartbarkeit verbessern
  • Codebasis aufräumen
  • Architektur anpassen

Typische Refactoring-Schritte:

  • Methoden-Extraktion
  • Variablen umbenennen
  • Abhängigkeiten reduzieren
  • Code in Klassen auslagern

Continuous Refactoring sorgt für gesunden Code. Allerdings werden oft Funktionalitätsverbesserungen fälschlich als Refactoring deklariert.

Runtime – Ausführungsumgebung von Software

Die Runtime, Laufzeit oder Runtime Environment umfasst Systembibliotheken und Laufzeitkomponenten, die ein Programm zur Ausführung benötigt. Beispiele:

  • Java Runtime Environment (JRE)
  • .NET Common Language Runtime (CLR)
  • JavaScript Laufzeitumgebungen wie Node.js

Die Runtime stellt unter anderem bereit:

  • Speichermanagement
  • Bibliotheksfunktionen
  • JIT-Compiler
  • Threading
  • Garbage Collection

Sie abstrahiert von Betriebssystemen und Hardware. Ohne passende Runtime kann Software nicht ausgeführt werden.

Weitere wichtige Begriffe

  • Algorithmus – ein eindeutig definierter Ablauf zur Lösung eines Problems oder einer Aufgabe
  • Array / Feld – ein zusammenhängender Speicherbereich mit mehreren Elementen gleichen Typs
  • Back-End – der serverseitige, für Nutzer unsichtbare Teil einer Softwarearchitektur
  • Binary Tree – ein binärer Baum, einer der wichtigsten Datenspeicher
  • Callback – eine Funktion, die bei Eintreten eines Ereignisses aufgerufen wird
  • Dead Code – unerreichbarer Quellcode ohne Auswirkungen
  • Engineering – strukturierte, qualitative Entwicklung von IT-Systemen
  • Front-End – der nutzerseitige, sichtbare Teil einer Softwarearchitektur
  • Garbage Collection – automatische Speicherbereinigung nicht mehr referenzierter Objekte
  • Hashing – Erzeugung eines eindeutigen Identifikators für einen Datensatz
  • Integer – eine ganze Zahl ohne Nachkommastellen
  • Library – eine wiederverwendbare Sammlung von Funktionen und Klassen
  • Multithreading – parallele Ausführung mehrerer Threads
  • Overhead – zusätzlicher Mehraufwand durch Indirektion
  • Polymorphie – Fähigkeit, unterschiedliche Formen anzunehmen
  • Prozedural – schrittweise, imperativ und durch Aufruf von Prozeduren
  • String – eine Zeichenkette, eine Abfolge von Zeichen

Häufig gestellte Fragen

Was ist der Unterschied zwischen Compiler und Interpreter?

Ein Compiler übersetzt den Source Code vor der Ausführung in Maschinencode. Ein Interpreter führt den Code direkt Zeile für Zeile aus.

Welche Vorteile haben statisch typisierte Sprachen?

Sie erlauben die frühzeitige Erkennung von Fehlern bereits vor der Laufzeit und ermöglichen effizienteren Code.

Wofür verwendet man eine API?

Eine API erlaubt es, Funktionen einer Anwendung in eigene Programme zu integrieren und wiederzuverwenden.

Was zeichnet agile Vorgehensmodelle aus?

Agile Methoden zeichnen sich durch inkrementelles Vorgehen, Kundenfeedback und flexibel anpassbare Prozesse aus.

Wozu dient Refactoring?

Refactoring verbessert die interne Struktur und Lesbarkeit von Code, ohne das Verhalten zu ändern.

Was sind die Vor- und Nachteile von Open Source?

Vorteile sind Offenheit, Flexibilität und Community-getriebene Entwicklung. Nachteile fehlender Support, Dokumentation und finanzielle Tragfähigkeit.

Wofür braucht Software eine Runtime Environment?

Die Runtime stellt Bibliotheken, Speichermanagement und andere Dienste bereit, die zur Ausführung benötigt werden.

Fazit

Dieser Artikel hat die zentralen Fachbegriffe der Programmierung verständlich erläutert. Von Compiler über API bis Refactoring – Sie sollten nun einen guten Überblick über die Schlüsselkonzepte haben.

Ob objektorientiert oder funktional, mit statischer oder dynamischer Typisierung – moderne Sprachen vereinen die Vorteile unterschiedlicher Paradigmen. Frameworks, Cloud Computing und DevOps sind Trends, die zeigen, wie schnell sich Programmierung weiterentwickelt.

Am Ende geht es aber immer um die Lösung konkreter Probleme durch Algorithmen und Software. Die Grundbausteine bleiben Variablen, Schleifen und Bedingungen. Die konstante ist der kreative Einsatz von Programmierkonzepten jeglicher Couleur.

 

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Published On: August 28th, 2023Categories: Webdesign-Trends